Die Geschichte des VW Käfer

17. Januar 1934

Am 17. Januar 1934 schreibt Ferdinand Porsche ein "Exposé betreffend den Bau einesdeutschen Volkswagens". Nach seiner Auffassung sollte ein Volkswagen einvollwertiges und zuverlässiges Automobil und von vergleichsweise leichterBauweise sein. Er sollte Platz für vier Personen bieten, 100 km/h Geschwindigkeiterreichen und 30% Steigung mühelos überwinden können.

5. Februar 1936

Am 5. Februar 1936 wird der erste Prototyp der Limousine fertig gestellt. Ihre Konstruktionist für den Automobilbau dieser Jahre eine Revolution:

Oktober bis Dezember 1936

Der in drei Modellen gebaute V 3 absolviert von Oktober bis Dezember 1936 ineinem Dauertest eine Strecke von über 50'000 Kilometern. Die hieraus gewonnenenErkenntnisse fliessen in die folgenden 30 Prototypen ein, die unter dem Kürzel VW30 einen grossangelegten Dauerversuch durchlaufen.

Ferdinand Porsche wirbt in amerikanischen Automobilwerken erfahrene Ingenieuredeutscher Herkunft für den Aufbau des Werkes und der Produktionsanlagen an. Erst dannbekommt der Wagen seine endgültige Form. Sie wird im Modellwindkanal perfektioniertund in der Praxis korrigiert. Darüber hinaus lässt sich ein sehr einfachesFederungssystem verwirklichen.

Diskussionspunkt ist zu dieser Zeit vor allem die Motorisierung. Am Ende setzt sich wie jeder weiss, ein Vierzylinder Boxermotor durch.

Der Beginn einer Erfolgsstory

Am Anfang der großartigen Entwicklung von Volkswagen stehen tatkräftige Menschen,die nach Jahren der Entbehrung und Trostlosigkeit des Krieges, der körperlichenStrapazen und geistiger Unterdrückung damit beginnen, Automobile zu bauen.

August 1945

Die Britische Militärregierung, die zwischen 1945 und 1949 die Fabrik treuhänderischverwaltet, beauftragt im August 1945 das Volkswagenwerk mit der Produktion von 20'000Limousinen.

Dezember 1945

Im Dezember 1945 wird mit 55 montierten Fahrzeugen die Serienfertigung des Käferaufgenommen. In dem einsam am Mittellandkanal gelegenen Werk, in dem dieKriegstrümmer beiseite geräumt werden, entsteht eine Gemeinschaft aus Menschenverschiedenster Herkunft. Aus dem Chaos bauen sie ihre neue Heimat auf.

1946

Dass es zu einer Erfolgsgeschichte werden würde, können die VW-Mitarbeiter, geplagtvon Existenzsorgen, nicht ahnen. Doch bereits 1946 wird der erste Meilenstein gesetzt:Der 10'000ste Volkswagen wird fertig gestellt.

1947 - 1948

In den nächsten drei Jahren wirken Restriktionen und äussere Ereignisse dem Aufbauentgegen. Lieferungen an Privatpersonen sind nicht gestattet. Mangel an Kohle führt 1947zu einer vorübergehenden Stilllegung des VW-Werkes. Doch die Erfolgsgeschichte gehtweiter. Bereits 1948 gehören zur Belegschaft 8'400 Mitarbeiter, die fast 20'000 Fahrzeugebauen.
Der Export beginnt im August 1947. Die Gebrüder Pon aus den Niederlanden werden alsVolkswagen-Generalimporteur eingesetzt und erhalten als erste Lieferung 56 Käfer-Limousinen. Ein Jahr später wird der Export auf Dänemark, Luxemburg, Schweden,Belgien und die Schweiz ausgeweitet. Die ersten begehrten Devisen fliessen: 4'464 Käferbringen stolze 21 Millionen DM ein.
Heinrich Nordhoff übernimmt im Jahr 1948 die Geschäftsführung des Volkswagenwerkesund muss sich grundsätzlichen Problemen widmen: "Der Käfer", sagt er, "hat so vieleFehler wie ein Hund Flöhe".
Aber auch wenn die schwache Kaufkraft nach der Währungsreform kein boomendesGeschäft zulässt, wächst die Gewissheit, dass dieses Auto wirklich der Volkswagen ist. InZeiten, in denen an Schneeräumen und Winterreifen noch nicht zu denken ist, schafft esder Käfer, auf glatten Strassen zu klettern: Der Heckmotor sorgt für ausreichend Haftungder Antriebsräder.
Auch an den Sommer denkt Heinrich Nordhoff und lässt bereits 1948 die Firma JosephHebmüller in Wülfrath (D) drei Prototypen eines Cabriolets auf Volkswagenbasis bauen.Für die Fertigung sollen möglichst viele Originalteile der VW-Limousine verwendetwerden. Die exklusive Innenausstattung des Wagens stammt von Hebmüller selbst. DasVolkswagenwerk gibt eine Serie von 2'000 Stück in Auftrag. Als Folge einesGrossbrandes in den Fertigungsanlagen muss die Firma Hebmüller vier Jahre später ihreTore schliessen. Bis dahin waren lediglich 696 Cabriolets auf den Markt gekommen.

8. Januar 1949

Am 8. Januar 1949 verlässt ein Käfer auf dem Seeweg die Niederlande in RichtungVereinigte Staaten. Er erweist sich als Botschafter Deutschlands sowie desVolkswagenwerkes und fasst erfolgreich Fuß in Amerika.
Der "Oben-ohne-Käfer", das VW Cabriolet, lässt nicht lange auf sich warten. Bereits am 1.Juli 1949 präsentiert Karmann in Osnabrück eine offene Karosserie-Variante, und die Zahlder Karosseriebauer wächst vor allem in den USA.
Die Flut der Verbesserungen setzt sich im gleichen Jahr fort. Grösstenteils sind sieallerdings mehr zu spüren als zu sehen. Der genügsame Boxer geht alsWirtschaftswundermotor in die Geschichte ein. Augenfällig ist jedoch die Entwicklung desVW-Transporters. Der VW-Bus kann auf dem universalen Chassis des Käfers aufgebautwerden und leitet eine neue Ära des Nutzfahrzeugs in Handel und Gewerbe ein. Der VW Buswird zum Begriff.

Der 50'000ste Käfer

Ein weiterer Grund zum Feiern: Der 50'000ste VW Käfer läuft vom Band. Solcheaufsehenerregenden Produktionszahlen schreibt man dem Volkswagen-GeneraldirektorHeinrich Nordhoff zu, der einen überaus engen und herzlichen Kontakt zur Belegschaftpflegt. Seine vorausschauende Geschäftspolitik, vor allem seine Verdienste um eineleistungsfähige Vertriebs- und Kundendienstorganisation, legen den Grundstein für denAufstieg von Volkswagen zum grössten Automobilhersteller Europas.

1950

Die von Nordhoff in den 1950er Jahren gestellte Forderung, einen vorbildlichenKundendienst zu bieten, gilt bis heute. Er macht den Kundendienst zur Chefsache. Als dieVerkaufszahlen in die Höhe schnellen, wächst auch die Zahl der Volkswagen-Vertragswerkstätten, viele entwickeln sich zu Grossbetrieben. Volkswagen ist bemüht,den Nachschub an Ersatzteilen weltweit sicherzustellen.
Inzwischen gewöhnt man sich in Wolfsburg schnell an grosse Zahlen: 1950 läuft bereitsder 100'000ste VW Käfer vom Band; ein Jahr später erreicht Volkswagen schon dieViertelmillion - obwohl Materialknappheit zu einer vorübergehenden Produktionsstillegungund Kurzarbeit führt. Im Jahre 1952 übersteigt die Jahresproduktion erstmals 100'000Einheiten. Der 500'000ste VW Käfer wird 1953 produziert. Der VW-Anteil an der PKW-Produktion in der Bundesrepublik Deutschland liegt bei 42,5 Prozent.

1955

1955 ist es dann endlich soweit: Der 1'000'000ste VW Käfer läuft vom Band. In einemüberaus erfolgreichen Geschäftsjahr wird die Produktion auf 280'000 Fahrzeugegesteigert. Im Jahresdurchschnitt überschreitet die Tagesproduktion erstmals 1'000Fahrzeuge.

1965

Die Jahresfertigung hat jetzt einen Umfang von über 700'000 VW Käfer erreicht undwächst stetig, bis im Jahr 1965 die Schallmauer von einer Million gebauter Fahrzeugedurchstossen wird. Der 10'000'000ste VW Käfer wird 1967 gefertigt. Inzwischen gibt esbereits fünf inländische Werke, neben Wolfsburg sind das Hannover, Kassel,Braunschweig und Emden.

17. Februar 1972

Das Jahr 1972 bringt ein Ereignis der besonderen Art: Am 17. Februar läuft der15'007'034ste Käfer vom Band. Er übertrifft damit die bisherige Rekord-Produktionsstückzahl des Ford-T-Modells und wird "Weltmeister". Aber zu diesemZeitpunkt zeichnet sich bereits das Ende der Käfer-Monokultur ab, die dasModellprogramm des Unternehmens bis dahin bestimmt hat.

1974

Nach fast 30jähriger Produktionsgeschichte geht im Jahre 1974 in Wolfsburg eine Ära zuEnde, in der – wie nie zuvor in der Geschichte des Automobils – ein Produkt mit Werk undFertigungsstandort gleichgesetzt wurde: Wolfsburg war die "Käferstadt". Der letzte imStammwerk produzierte Käfer – der 11'916'519ste – läuft vom Band. Der Käfer wird jetztnoch in Emden, Brüssel und Übersee hergestellt. Die tägliche Stückzahl liegt bei weltweitetwa 3'300 Fahrzeugen.
Die Probleme der Zeit zu meistern, das war die Herausforderung, die zur grundlegendenWandlung der VW-Technik führen musste.
Der VW-Golf, die radikale Abkehr vom Käfer, wird dem Volkswagen-Publikum nach demVW Passat und Scirocco als drittes Modell der neuen Ära angeboten und ist wieder einAuto wie kein anderes. Mit seinem neuen technischen Konzept wird er von Anfang an einErfolg und Spitzenreiter in den Zulassungszahlen der deutschen Automobilstatistiken.1974 endet die Käferfertigung im Werk Wolfsburg, 1978 in Emden aus. Am 19. Januarwird der letzte Wagen in Emden produziert und ins Wolfsburger Automuseum gebracht.Die nach wie vor grosse Nachfrage in Europa wird nun zunächst aus Belgien, später ausmexikanischer Fertigung gedeckt. Ein Jahr später läuft am 10. Januar 1979 das letzteKäfer Cabriolet – es ist das 330'281ste – bei Karmann in Osnabrück vom Band.

1981

In Mexiko wird im Jahre 1981 ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Geschichte desUnternehmens gesetzt: Am 15. Mai rollt in Puebla der 20millionste Käfer vom Band.1984 geht der 100'000ste Export-Käfer von Mexiko nach Europa. Ein Jahr später werdendie Lieferungen eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt sind mehr als 900'000 Käfer in Mexikoproduziert.
Gegen Ende der 80er Jahre erlebt der Käfer in Mexiko eine wahre Renaissance. 1989werden rund 33'000 Modelle verkauft, drei Jahre später hat sich diese Zahl fastverdreifacht.
Wegen der grossen Nachfrage wird 1990 die dritte Schicht in der Käfer-Produktionaufgenommen. Noch im selben Jahr wird bei VW de México der millionste Käferproduziert.

Juni 1992

Im Juni 1992 feiert der VW Käfer einen einzigartigen Produktionsrekord. Der 21millionsteläuft vom Band. Die mexikanische VW-Tochter hält den Käfer technisch und optisch aufder Höhe der Zeit und ermöglicht seine Fahrt ins 21. Jahrhundert. Allein im Jahr 2000verlassen 41'260 Modelle das Werk, in dem täglich etwa 170 Fahrzeuge in zwei Schichtengebaut werden.

2003

Mit dem Jahr 2003 neigt sich die Produktion ihrem Ende entgegen. Mitder im Juli im mexikanischen Puebla vorgestellten "Última Edición" endet ein ganzerEntwicklungszyklus, gleichsam ein automobiles Jahrhundert. Als echter Weltbürger wurdedie Käfer nicht nur weltweit verkauft, sondern auch insgesamt in 20 Ländern produziert.

Eine Erfolgsgeschichte findet ein würdiges Ende

Es mögen vor allem zwei Faktoren gewesen sein, die den Aufschwung bei Volkswagenbewirkten und seinen Erfolg begründeten: Zum einen die Menschen, die sich mit Tatkraft,Strebsamkeit und Ideenreichtum für das Unternehmen und seine Produkte eingesetzthaben. Heinrich Nordhoff prägte den Stil der Sozialpartnerschaft: "Wertvoll an einemUnternehmen sind nur die Menschen, die dafür arbeiten, und der Geist, in dem sie estun". Und zum anderen sind es die Produkte selbst, die fast sechs Jahrzehnte lang auf derganzen Welt zufriedene Käufer gefunden haben.
Der VW Käfer hat daran sicher einen grossen Anteil. Bis in die siebziger Jahre hat er dasBild im Unternehmen Volkswagen dominiert und auf den Strassen überall in der Welt mitbestimmt.
Den Käfer haben Forderungen und Fortschritte der Neuzeit überholt. Millionen vonMenschen haben ihr erstes Auto mit dem Wolfsburger Emblem am Lenkrad schon in derFahrschule erlebt. Millionen erwarben selbstverständlich den Käfer als ersten Wagen,gebraucht oder neu.

kaeferdoc-Gewinnspiel H